9
Jul
2015

Buchtitel, die es wahrscheinlich niemals geben wird

"Wie Ann-Sophies Mutter und ich Urlaub im Opel Karajan machten"

"Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd - Wechseljahre einer Dorfgemeinschaft"

"Mama, ich will aber gar kein Maultaschentyp sein!"

"Dr. Thomas Sand - der Arzt, auf den Frauen bauen"

"Heiraten? Echt jetzt? Ja. Läuft. - Antragsverhalten in der Generation Y"

"Morgen ist auch noch ein Tag - Sterbebegleitung für Dummies"

30
Sep
2010

Aus voller Fahrt

Vor einiger Zeit fuhr sie das Auto ihres Freundes in voll trunkenem Zustand geradewegs an den nächstbesten Baum.

Dies geschah natürlich ohne böse Absicht, wie sie sagt, es täte ihr sehr Leid, aber sie habe plötzlich bremsen müssen, sie sei ins Schlingern gekommen, alle haben ihr gesagt, dass sie bremsen müsste, wenn sie ins Schlingern käme, lieber zu früh als zu spät, das Bauchgefühl, die Sterne, die Hexe, die Psychotherapeutin, bremsen aus voller Fahrt, egal was passiert, haben sie gesagt.

Waren da wirklich Hindernisse im Weg? Natürlich! Und dieser Wagen! Er roch noch ganz neu, war zuverlässig, gutmütig und günstig im Unterhalt. Aber er stank nicht. Er roch einfach nicht nach ihr.

Ja, sie musste bremsen. Dieses ewige Schlingern und Schlittern, dieses ständige Umherdriften auf regennasser Straße, dieser rückhaltlose, lächerliche Eiertanz, all das musste endlich ein Ende haben. Bremsen, aus voller Fahrt, das war es, ja!

Und dann kam der Baum.

Sie sagt, sie hätte das Auto niemals von ihm borgen dürfen.

Er sagt, sie sei eine schlechte Fahrerin und trinke zu viel.

12
Jan
2010

Aneinander vorbei

Manche Menschen weinen wie Blumen,
die an einem feuchten Frühlingsmorgen
die Last der Tautropfen von ihren Blättern schütteln.

Andere wiederum weinen wie alte Kiefern,
deren Harz aus den Scharten ihrer groben Borken tritt,
um zäh an den Furchen der Vergangenheit herabzutropfen.

Die Tränen der einen sind kühl und flüchtig,
die Tränen der anderen trüb und schwer,
und wenn sie umeinander weinen,
weinen sie aneinander
vorbei.

8
Jan
2010

Der Clown

Meine Mutter hat dir einen Clown geschenkt,
Den hast du gedrückt, dann gewürgt und schließlich erhängt.
Das ist lange schon her, längst vergessen, verdrängt;
Meine Mutter hat dir einen Clown geschenkt.

Meine Mutter hat dir einen Clown geschenkt.
Ob er im Clownhimmel ist und immer, wenn er an dich denkt,
Ein paar Tränen aus Eis an seine Lieblingswolke hängt,
Der Clown, den dir einst meine Mutter geschenkt?

Und nachts, wenn er sich durch dein Schlüsselloch zwängt,
Und sich fratzenhaft in deinen angstnassen Träumen verfängt,
Wenn dein Laken sich dann rot färbt von des Clownherzens Blut,
Sag' mir, liegst Du dann --- gut?

20
Jun
2009

Das kleine Mädchen

Nie wieder sprach das kleine Mädchen mit den langen geflochtenen Zöpfen und den stets gierig scharrenden Schrumpelhändchen ein Wort mit ihm.

Stattdessen zog es ein letztes Mal mit stahlblaustarren Gesten die geringelten Strümpfe zurecht – seine Blicke schienen in der Luft stecken zu bleiben –, dann machte es sich endgültig auf in die süßlich-dropsige Klebrigkeit seiner sorgsam erschaffenen Schwarzrosahölle.

Zurück blieb nur die schmerzliche Erkenntnis der eigenen Verantwortlichkeit und – irgendwo zwischen hohen Grashalmen wie beiläufig weggeworfen – ein angebissener Apfel.

7
Apr
2009

Die Vegetarierin

Ab jetzt kein Tier mehr töten,
kein Fleisch mehr essen,
die Natur ist magisch
und poetisch
oder
so.

Und wenn doch, dann Tiere
bitte artgerecht halten,
aber auch Pflanzen –
ohne Giftspritzen
und Gen-
Mais.

Industrien sind pfui, Ethik-Schmutz,
denken nicht, machen Geld,
Smog und Krankheit.
Du protestierst –
gegen
alle.

30
Mrz
2009

...

Und wieder regnen ihre stillen Tränen an die Innenseite jener Glasglocke, die nur die Ahnung einer Verzweiflung durch das beschlagene Glas nach außen erkennen lässt. Und wie vergeblich sind diese stillen, dampfenden Perlenschnüre! Unfähig, sich nach außen zu verbinden, zerrinnen sie doch nur im eigenen Selbst.

28
Mrz
2009

Hoffnung

Die Hoffnung auf Heilung ist der Schlüssel zur Begegnung auf einer neuen Ebene, eine eitle und vergebliche Hoffnung zwar, doch ein stilles, aber zähes Aufbegehren gegen die vernichtende Kraft der sich einschleichenden kalten Belanglosigkeit, beständig harrend nach Zeichen der Bereitschaft und doch verzweifelnd an der Blindheit einer gequälten Seele.
Wie schwer fällt es da zu schweigen - doch die rechten Worte scheinen nunmehr gänzlich abhanden gekommen zu sein.

Seelenfäule

Manche Menschen stinken derart aus ihrem tiefsten Inneren, dass es einem speiübel werden kann. Zu allem Überfluss verstehen es diese Personen auf's Feinste, ihre Seelenfäule geschickt mit allerlei Duftwässerchen zu übertünchen, so dass man ständig Gefahr läuft, sich in einem Moment der Schwäche unbewusst einer Kontamination auszusetzen.
Bemerkt man den modrigen Gestank, der aus einer dieser gequälten Seelen senfgasartig emporsteigt, ist es meistens schon zu spät. Dann haben sich die fauligen Gase bereits unbemerkt ausgebreitet, und ein erbarmungsloser Brechreiz bricht über das sich schon krümmende Opfer herein.
Ich kenne Menschen, die nach einer solchen Begegnung ihre Lunge ausgekotzt haben. Andere Opfer erzählten mir von Leber- und Nierenschäden, manchen schlug die Seelenfäule auf die Nerven.

Mich traf sie mitten ins Herz.
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Silberdisteleien

Die Lust an der Ästhetik des Störrischen

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